eMeck Logo


Wappen der von Strahlendorf

Wappen der von Strahlendorf

    

Landes- und Stadtwappen von Mecklenburg

Geschichte

Im Jahre 1160 besiegte Heinrich der Löwe den obotritischen Fürsten Niklot. In dieser Zeit ist auch der Ursprung der Wappen zu suchen. Die damals kämpfenden Ritter waren in ihrer Rüstung mit geschlossenem Visier nicht mehr zu erkennen. Deshalb wurde ihr Schutzschild mit einer Symbolik versehen, aus der sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Familienwappen der Ritter entwickelten. Die geometrische Form des Schildes findet sich heute in allen Wappen wieder

Die Siegel an mittelalterlichen Urkunden stellen die Vorläufer der Wappen der Unterzeichner dar. Im Laufe der Zeit wurden Wappen nicht nur durch Ritter, d. h. adelige Familien, benutzt, sondern zunehmend auch durch Bistümer, Klöster, Städte, Gilden, Zünfte aber auch durch Einzelpersonen wie Geistliche, höhere Bürger und Handwerker.


 

Wappen nach Teske

Großes Wappen nach Teske

Wappen nach Hupp

Offizielle Wappen nach Hupp

Wappen auf Münzen

Wappen auf Münzen (1813, 1867)

Landeswappen von Mecklenburg-Vorpommern

Großes Landeswappen von Mecklenburg-Vorpommern

Landeswappen von Mecklenburg-Vorpommern

Kleines Landeswappen von Mecklenburg-Vorpommern

 

Das Landeswappen

Mit der ersten Hauptlandesteilung 1229 - 1235 entstanden vier Landesteile, die Herrschaften Mecklenburg, Rostock, Werle und Parchim-Richenberg. Außerdem gab es zur damaligen Zeit noch die Grafschaft Schwerin und die Bistümer Schwerin und Ratzeburg. Für all diese Herrschaftsgebiete gab es eigene Wappen. Im Verlaufe der Geschichte konnten die mecklenburgischen Fürsten immer mehr Teile unter ihre Herrschaft bringen. Aus entsprechend vielen Teilen setzte sich dann auch das mecklenburgische Wappen im wesentlichen nach dem Westfälischen Frieden 1648 zusammen (Neugestaltung erst 1658). Es galt nach 1701 bis 1918 für beide mecklenburgischen (Groß-)Herzogtümer (siehe Schild im großen Wappen nach Teske). Die Beschreibung des Wappens nach Benjes:

Das mecklenburgische Wappen in einfacher Gestalt ist ein Stierkopf. Das vollständige Wappen besteht aus sechs Feldern und einem Mittelschilde. Es erinnert an die sieben Landesteile, aus denen im Laufe der Zeiten unser Vaterland erwachsen ist.
1. Herzogtum Mecklenburg: Auf goldenem Grunde ein schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maule und ausgestreckter roter Zunge; auf dem Kopfe silberne Hörner und eine goldene Lilienkrone.
2. Herrschaft Rostock: Auf blauem Grunde schreitend ein goldener Greif mit ausgestreckter Zunge und aufgehobener rechter Vorderklaue.
3. Fürstentum Schwerin: Ein quer geteiltes Feld; in der oberen blauen Hälfte ein goldener Greif, in der unteren silbernen Hälfte ein grünes Viereck.
4. Fürstentum Ratzeburg: Auf rotem Grunde stehend ein silbernes Kreuz mit goldener Krone.
5. Herrschaft Stargard: Auf rotem Grunde ein silberner weiblicher Arm mit goldenem Ringe zwischen Daumen und Zeigefinger.
6. Fürstentum Wenden: Auf goldenem Grunde ein schrägliegender Stierkopf mit silbernen Hörnern und goldener Lilienkrone, aber mit geschlossenem Maule.
7. Grafschaft Schwerin: Der quer geteilte Mittelschild; die obere Hälfte rot, die untere golden.
Das Wappen wird von einem Stier und einem Greif gehalten und ist mit der Königskrone geschmückt.
Der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz führt Wappen und Titel mit dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin gemeinschaftlich. Der Titel beider Herzöge lautet: "Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf zu Schwerin, der Lande Rostock und Stargard Herr."
Die mecklenburgischen Landesfarben sind blau, gelb, rot.

Mit der Bildung der beiden mecklenburgischen Freistaaten 1918 übernahm Mecklenburg-Schwerin im wesentlichen das traditionelle siebenteilige Wappen als offizielles Staatswappen. Mecklenburg-Strelitz bezeugte seine Abgrenzung vom größeren Freistaat nun auch durch ein verändertes Wappen. Um 1930 erschien die Beschreibung der Wappen der Freistaaten Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz durch Hupp (siehe Literatur):

Das Staatswappen von Mecklenburg-Schwerin:
Gespalten und zweimal geteilt, belegt mit einem von Rot und Gold geteilten Herzschild (=Grafschaft Schwerin); 1. in Gold ein herschauender, gekrönter schwarzer Stierkopf mit Halsfell (=Mecklenburg); 2. in Blau ein schreitender goldener Greif (=Rostock); 3. geteilt, oben in Blau schreitender goldener Greif, unten leeres grünes Feld mit silb. Bord (=Fürstentum Schwerin); 4. in Rot ein golden-gekröntes, schwebendes silbernes Kreuz (=Fürstentum Ratzeburg); 5. in Rot ein silberner, einen goldenen Ring haltender Frauenarm mit einer silbernen Binde am Unterarm (= Stargard); 6. in Gold ein schräglinks gestellter, gekrönter schwarzer Stierkopf ohne Halsfell (=Wenden).

Das Staatswappen von Mecklenburg-Strelitz:
Gespalten, vorn in Blau eine silberne Zinnenmauer, besetzt mit einem spitzbedachten silbernen Turm (=Stargard); hinten geteilt, oben in Gold ein schwarzer Stierkopf mit Halsfell (=Mecklenburg); unten in Rot ein schwebendes silbernes Kreuz (=Ratzeburg).

Nach der Vereinigung beider Mecklenburg am 1.1.1934 galt das siebenteilige Wappen für das gemeinsame Land. Im April 1937 wurde es durch nationalsozialistische Symbole abgelöst (Hakenkreuz im Eichenkranz, darauf ein rechtssehender Adler mit geöffneten Flügeln). Nach dem Krieg wurde das Land Mecklenburg-Vorpommern (ab März 1947 nur noch Mecklenburg genannt) gebildet, ein offizielles Wappen wurde bis zur Bildung der Bezirke im Jahr 1952 nicht verabschiedet.

Seit dem 3. Oktober 1990 bilden Mecklenburg und Vorpommern ein gemeinsames Bundesland. Im Juni 1991 wurde vom Landtag der Beschluß über die zukünftigen Wappen des Bundeslandes gefaßt. Das große Landeswappen hat einen gevierteilten Schild mit den Symbolen: der mecklenburgische Stierkopf auf goldenem Grund (oben rechts), der rote pommersche Greif auf silbernem Grund (oben links), der rote brandenburgische Adler auf silbernem Grund (unten rechts) und nochmals der mecklenburgische Stierkopf (unten links). Der doppelte Stierkopf soll an die Existenz zweier mecklenburgischer Herzogtümer (ab 1701), Großherzogtümer (ab 1815) bzw. Freistaaten (ab 1918) bis 1933 erinnern. Das kleine Landeswappen ist zweigeteilt mit dem mecklenburgischen Stierkopf und dem pommerschen Greif.


 

Historisches Siegel von Lübz

Historisches Siegel von Lübz

Offizielles Wappen von Lübz am Rathaus

Offizielles Wappen von Lübz am Rathaus, Halsfell mit nur 5 Fransen

Lübzer Wappen auf einem Souvenirglas

Lübzer Wappen auf einem Souvenirglas, Halsfell mit nur 6 Fransen

Lübzer Wappen nach Teske

Lübzer Wappen nach Teske, Halsfell korrekt mit 7 Fransen

Mecklenburger Stier nach Weidlich

Mecklenburger Stier auf einem Bucheinband aus dem Verlag Weidlich, Halsfell mit 8 Fransen

 

Wappen der Städte

Die Wappen der mecklenburgischen Städte entwickelten sich in der Regel aus den Bildern ihrer Siegel. Viele der mecklenburgischen Städtewappen enthalten den Stierkopf. Dieser ist bereits auf den um 1200 geprägten Münzen zu finden (Stierkopfbrakteaten). Als Wappen wurde der Stierkopf dann erstmals von Nikolaus II., einem Sohn Heinrich Borwin I., Herr zu Mecklenburg, zwischen 1219 und 1225 verwendet. Es wird vermutet, daß das Symbol eigentlich vom Auerochsen abgeleitet wurde. Dieses einheimische Tier galt als Symbol von Kraft und Stärke. Das Wappen wurde von altersher daher auch als "Ossenkopp" bezeichnet.

1229 entstanden mit der ersten Hauptlandesteilung in Mecklenburg die Linien Mecklenburg (im engeren Sinne), Rostock, Werle und Parchim-Richenberg. Dem Stierkopf der mecklenburger Linie wurde 1260 das Halsfell hinzugefügt (siehe z. B. in den Stadtwappen von Rehna und Lübz). Damit unterschied er sich vom Stierkopf der Linien Werle und Parchim-Richenberg (siehe z. B. die Wappen von Krakow, Laage und Stavenhagen). Heutzutage treten nun auch historische Anachronismen auf: sind ehemals "mecklenburgische" Städte in Kreisen gemeinsam mit "Parchimer" Städten vereint, gewinnt beim Landkreiswappen eine Seite. Das Wappen des Landkreises Parchim mit dem Stierkopf ohne Halsfell gilt heutzutage auch für die Stadt Lübz (Wappen mit Halsfell). Das Halsfell ist übrigens nur "echt", wenn es sieben Fransen aufweist.

Im Jahr 1857 wurden im Thronsaal des Schweriner Schlosses durch Friedrich Lisch (1801 - 1883) und Matthias Carl Masch (1794 - 1878) bearbeitete Wappen angebracht (heute noch zu besichtigen!). Im Folgejahr wurde eine Verordnung erlassen, die den Städten ihr jeweiliges Wappen zuordnete:

Eine Kopie eines jeden entsprechend gestalteten und in den oberen Wandzonen des Thronsaales angebrachten Städtewappens ging seitens des Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Ministeriums des Innern der betreffenden Stadt als Geschenk des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (reg. 1842-1883) mit einer Verfügung vom 10. April 1858 zu. Danach wünschte der Fürst, "... daß diese Copie im Rathhause an einem geeigneten Orte angebracht, und daß, insoferne das bisher gebrauchte Wappen davon abweicht, dieselbe bei Anfertigung neuer Stadtsiegel und sonst als maaßgebend berücksichtigt werde. ..." (Quelle: LHAS 5.12-7/6 Meckl. Geheimes und Hauptarchiv / Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin, Nr. 62) [Zitat nach /Schütt/]

Heutzutage werden die in Mecklenburg-Vorpommern vergebenen Wappen in einer offiziellen Wappenrolle registriert. Diese enthielt am 31.12.2001 12 Landkreiswappen, 84 Städtewappen und 146 Gemeindewappen.


 

Die rote Zunge des Stieres

Matthias Schwarz wundert sich über die rote Zunge des Stieres: "Der Stierkopf hat eine sehr auffällige rote Zunge, aber leider ist nirgendwo zu erfahren warum er diese hat!!! Ich habe schon in mehreren Büchern versucht die heraus zubekommen, aber leider nichts informatives gefunden!!! Können sie mir dabei weiter helfen?". Daniela Garling hat dazu recherchiert:

Grundsätzlich scheint der Ausdruck "rotbezungt" in der Heraldik sehr üblich zu sein, auch der bayrische und württembergische Löwe und zahlreiche andere Wappentiere (Berliner Bär, rote Zunge, rote Tatzen) sind rotbezungt.

Dies hat - ich bin kein Experte, habe aber an verschiedenen Stellen ähnliche Hinweise gelesen - vermutlich damit zu tun, dass die Regeln der Wappenerstellung nur vier Farben (rot blau grün schwarz, plus zwei Metalle - gold und silber - die üblicherweise als weiss und gelb dargestellt werden) erlauben. Warum ist aber die Zunge rot und nicht z. B. weiss oder gold oder grün? Vielleicht ja einfach nur, weil eine rote Zunge natürlicher wirkt als eine grüne oder blaue.

Warum aber ist der Stier überhaupt mit Zunge dargestellt? Eine plausible Erklärung fand sich im Internet: "Auf goldenem (gelben) Grund steht ein schwarzer Löwe. Üblicherweise ist aber ein solcher Löwe "bewehrt", d.h. man sieht Zunge und Krallen. Damit man die "Bewehrung" aber gut sieht ist die meistens rot. Man darf aber rot eigentlich nicht direkt neben schwarz setzen [Anm. von mir: Heraldik-Regel: keine Farbe darf an eine andere Farbe grenzen ohne Metall dazwischen]. Helfen kann man sich dann, indem man die Zunge nicht direkt an das Löwenmaul setzt, sondern ein wenig absetzt, dann hat man um die rote Zunge einen goldenen Rand, und somit die Regel wieder beachtet."

Meyers Konversationslexikon von 1885 schreibt zum Thema Bewehrung: Bewehrung, in der Heraldik gewisse Extremitäten tierischer Körper, so beim Löwen die Krallen und die Zunge, bei den Vögeln der Schnabel und die Füße, bei gehörnten Tieren die Hörner oder das Geweih, beim Eber die Zähne. In der Heraldik des Mittelalters hat die B. eine von der Farbe des übrigen Körpers abweichende Tinktur. So ist der schwarze Reichsadler rot bewehrt; der weiße Schwan ist in der Regel schwarz bewehrt.

Das Wort Bewehrung laut Wikipedia: Das Wort kommt aus der Militärtechnik, wo sich ein Ritter durch eine Rüstung bewehrt und eine Siedlung durch Befestigungsanlagen. und zum Thema Bewehrung in der Heraldik ebenda: Die Heraldik, das Wappenwesen, beschreibt die bei Wappentieren vorkommende Bewehrung wie Krallen, Hörner, Zähne, Schnäbel und dergleichen. Die Farbe der Bewehrung unterscheidet sich meist von jener des Wappenschildes oder der Wappenfigur. Im Wappen der Stadt Braunschweig beispielsweise zeigt der Löwe weiße (silberne) Zähne und schwarzen Krallen.

Die rote Zunge des Mecklenburger Stieres hat also vermutlich höchstens entfernt etwas mit Ziegeln oder der Hanse zu tun, sondern vielmehr mit allgemeinem Brauchtum und heraldischen Regeln.

Trotzdem noch die Links: all-biz: "Symbolisch stehen die Farben auch für Meer und Himmel (blau), Felder (gelb) und Backstein (rot)." Gemeint dürften hier allerdings die Farben der aktuellen Landesflagge - Hintergrund - sein. Und noch einmal Wikipedia mit Liste der Wappen in Mecklenburg-Vorpommern: "Wie schon im Wappen Mecklenburg-Vorpommerns zu sehen ist, sind die am häufigsten auftretenden Symbole der Stier Mecklenburgs und der Greif Pommerns. Es ist aber auch das hanseatische Kreuz zu finden. So demonstriert meist die Kombination der Farben rot und weiß ebenso die hanseatische Tradition der Städte in dieser Region."

Die Frage könnte im Heraldik Forum vielleicht eine fundiertere Antwort erhalten.


 

Literatur

  • Teske, Carl: Die Wappen der Großherzogtümer Mecklenburg, ihrer Städte und Flecken
    Görlitz 1885

    Das Buch enthält 55 Originalzeichnungen der Landes- und Städtewappen beider Mecklenburgs (44 Mecklenburg-Schwerin, 9 Mecklenburg-Strelitz). Außerdem werden die als Vorläufer der Wappen anzusehenden Siegel der Städte beschrieben, insgesamt über 400

  • Teske, Carl: Die Wappen des großherzoglichen Hauses Mecklenburg in geschichtlicher Entwicklung
    Güstrow 1893

  • Hupp, Otto: Deutsche Ortswappen
    Hg. v. d. Kaffee HAG
    Bremen, 3. Ausgabe 1925 - 1935

    Der Klassiker aus den Zwanzigern: die Wappenzeichnungen Hupps, ergänzt um heraldische und historische Erklärungen, wurden als Werbemarke jeder Kafeepackung der Kaffee Hag AG beigelegt. Dazu gab es Sammelmappen, in die die Marken einsortiert werden konnten
    Die Veröffentlichung erfolgte in zwei Reihen: 200.000 Hefte (1913-18) und 280.00 Hefte (nach 1926) mit zusammen etwa 148 Millionen Marken. Für ganz Deutschland gab es gut 2800, darunter 44 / 9 verschiedene Marken für Mecklenburg-Schwerin / -Strelitz.
    In den 60er Jahren wurden die aktuellen Wappen Westdeutschlands in einer Neuausgabe in 8 Bänden publiziert

  • Göschel, Heinz (Hrsg): Lexikon Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik
    Leipzig 1984

    Dieses Standardwerk zeigt alle Wappen der Städte der DDR. Jede Stadt wird außerdem mit Informationen über ihre Geschichte und Gegenwart vorgestellt

  • Schütt, Hans-Heinz: Auf Schild und Siegel
    Die Wappenbilder des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen
    Schwerin 2002

    Der moderne Nachfolger des Teske. In dem umfangreichen Werk werden die in der offiziellen Wappenrolle registrierten Wappen von Landkreisen, Städten und Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns vorgestellt. Zu den Ortschaften werden weitere Informationen gegeben.
TOP