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Mecklenburg in der Vergangenheit - eine kleine FAQ

In dieser FAQ (FAQ eigentlich: Frequently Asked Questions - häufig gestellte Fragen) wird versucht, so knapp wie möglich auf die am häufigsten gestellten Fragen mit genealogischer Relevanz zur Geschichte in Mecklenburg einzugehen. Diese FAQ wurde im Original für amerikanische Ahnenforscher geschrieben. Für Ahnenforscher aus Deutschland sind einige Inhalte deshalb offensichtlich.
Die Form einer FAQ - reiner ASCII Text ohne HTML Formatierung - ergibt sich aus ihrer ursprünglichen Verbreitungsform durch Mailinglisten.
Bitte senden Sie eine Mail an info@eMecklenburg.de falls Sie einige Fragen für überflüssig halten, weitere Fragen an dieser Stelle beantwortet haben wollen, oder auch Ergänzungen zu den Antworten machen können.


Mecklenburg in der Vergangenheit - eine kleine FAQ

FAQ.Mecklenburg, 22.02.2004 (Mecklenburg wird hier mit MEC abgekürzt) Korrekturen, Wünsche für Erweiterungen, ... an Dieter.Garling@gmx.de Vorbemerkung: diese FAQ wurde im Original für amerikanische Ahnenforscher geschrieben. Für Ahnenforscher aus Deutschland sind einige Inhalte deshalb offensichtlich.


F: Wo liegt Mecklenburg?
F: Mecklenburgs Geschichte?
F: Wie ist das Wetter in Mecklenburg?
F: Geld und Lohn im alten Mecklenburg?
F: Gewichte und Maße im alten Mecklenburg?
F: Wo bekomme ich Landkarten von Mecklenburg?
F: Wo kann ich alte Kirchenbücher lesen? Die wichtigsten Archive in MEC?
F: Was bedeuten ländliche Berufe wie z. B. "Tagelöhner"
F: Ich habe eine Menge Fragen. Wo finde ich die Antworten? Welche Bücher sollte ich lesen, welche touristischen Informationen, welche Internet Resourcen gibt es, Organisationen, Leute?
F: Seit wann gibt es standesamtliche Unterlagen?
F: Ist XYZ ein häufiger Name in D? Damals oder heutzutage? Ist XYZ ein gewöhnlicher Name oder hat er eine spezielle Bedeutung? Wer sucht noch nach diesem Namen?
F: Warum tauchen meine Vorfahren mit unterschiedlichen Namen in den Kirchbüchern auf?
F: Warum sind die deutschen Namen so lang?
F: Gibt es Familiengeschichten über meine Vorfahren? Gibt es irgendwelche Informationen über ihre Persöhnlichkeit, oder Lebenserfahrungen?
F: Könnten meine Vorfahren Veteranen irgendwelcher Kriege gewesen sein?
F: Gab es eine öffentliche Schule für die einfachen Leute in MEC um 1850? Oder in der Zeit davor und danach?
F: Konnten meine Vorfahren Lesen und Schreiben - mehr als ihren Namen?
F: Was waren die Gründe für die Emigration in die USA? Waren es familär begründete Ereignisse?
F: Woher erfuhren meine Vorfahren über die Möglichkeit der Emigration, wie erfuhren sie, was sie erwartete? Warum emigrierten sie nicht in andere europäische Länder?
F: Wie kamen die Emigranten in die USA? Wie lange dauerte eine Reise?
F: Kamen alle Einwanderer in Ellis Island an? Oder gab es auch andere Einwanderungshäfen?
F: Wie entschied sich, wo sich die Einwanderer in den USA niederließen?


F: Wo liegt Mecklenburg?
A: Gegenwärtig ist MEC Bestandteil des Bundeslandes "Mecklenburg-Vorpommern". Es liegt im Nordosten Deutschlands umgeben von der Ostsee im Norden, Schleswig-Holstein im Westen, Niedersachsen im Südwesten, Brandenburg im Süden und Polen im Osten. Die Hauptstadt ist Schwerin. MEC war niemals Teil von Preußen!
F: Mecklenburgs Geschichte?
A: Die "geschriebene" Geschichte MECs begann 995 (namentliche Ersterwähnung), d. h. MEC ist über 1000 Jahre alt. 1167 wurde der deutsche Staat MEC gegründet. 1304 erhielt MEC (fast) die heutige Form. In den folgenden Jahrhunderten war MEC in zwei oder mehr Teile gegliedert:
1229: MEC, Rostock, Parchim-Richenberg und Werle-Güstrow
1621: MEC-Schwerin und MEC-Güstrow
1701: MEC-Schwerin und MEC-Strelitz (das Gebiet von MEC-Schwerin vor und nach 1701 war unterschiedlich)
Im Jahre 1871 wurde das Deutsche Reich gegründet, die Großherzogtümer MECs wurden Mitgliedstaaten. 1918 wurden die Großherzogtümer abgeschafft, die Freistaaten MEC-Schwerin und MEC-Strelitz wurden gegründet. 1933 kam es zur Vereinigung beider Freistaaten zum Gau MEC. Das 1945 gegründete Land MEC-Vorpommern wurde 1947 in MEC umbenannt und aber 1952 aufgelöst: die Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg wurden gegründet. 1991 kam es zur Neubildung des Bundeslandes MEC-Vorpommern.

In der Geschichte war MEC häufig leidtragender Dritter in vielen Kriegen: im Dreißigjährigen Krieg 1618 - 1648, 1674 - 1675 im Brandenburgisch - Schwedischen Krieg, 1700 - 1721 im Nordischen Krieg, 1756 - 1763 im Siebenjährigen Krieg, 1813 - 1815 im Befreiungskrieg. Zwei weitere bemerkenswerte historische Ereignisse sind die Leibeigenschaft (ca. 1650 - 1820) und die Massenemigration (ca. 1850 - 1890).
F: Wie ist das Wetter in Mecklenburg?
A: Einige meiner amerikanischen Freunde, die sowohl die USA als auch MEC kannten, teilten mir mit, daß das Wetter in MEC dem in Indiana sehr ähnelt.
F: Geld und Lohn im alten Mecklenburg?
A: Es gab drei Währungsstufen in MEC: Taler, Schilling and Pfennig. Bis 1848 waren ein 2/3 Taler 32 Schilling, 12 Pfennig ergaben einen Schilling. Ein anderer Name für den 2/3 Taler war Gulden. Um den MEC Taler mit den Talern anderer deutscher Staaten vergleichbar zu machen, wurde sein Wert definiert: 17 Taler wurden aus 234 g Silber gemacht. Nach 1848 war ein Taler gleich 48 Schilling, 12 Pfennig waren ein Schilling. D. h.:
234g Silber 14 (volle) Taler = 21 Gulden (2/3 Taler) = 672 Schilling.

Nach 1873 waren die Währungseinheiten in Deutschland (und MEC) Mark und Pfennig (eine Mark gleich 100 Pfennig).

Der tägliche Lohn eines "Tagelöhners" wurde um 1820 mit etwa 10 Schilling (Männer) bzw. 6 Schilling (Frauen) angegeben.
F: Gewichte und Maße im alten Mecklenburg?
A: Längenmaße:
  • 1 meckl. Fuß = 12 Zoll = 29.1 cm
  • 1 meckl. Rute = 8 Ellen = 16 Fuß = 4,66 m
  • 1 meckl. Meile = 7532 m
Flächenmaße:
  • 1 meckl Hufe(*) = ca 4000 Quadratruten
  • 1 meckl Morgen (bis 1648) = 300 QuadratRuten = 65 a
  • 1 meckl Morgen (nach 1648) = 117,67 QuadratRuten = 25,53 a
  • 1 Hektar = 461,28 QuadratRuten = 7532 Morgen (ungefähr: 1 Hektar (ha) = ca. 4 Morgen = ca. 120 QuadratRuten
(*) Achtung: die /Hufe/ war niemals ein wirkliches Flächenmaß. Es war die Fläche, auf der ein vorgegebener Ertrag möglich war (in Abhängigkeit von der Qualität des Bodens). Deshalb hatte die /Hufe/ große regionale Unterschiede.

Gewichtsmaße:
  • 1 meckl Pfund = 484,7 g
  • 1 Zentner = 112 Pfund = 54,3 kg
Münzen:
  • bis 1600: 1 Mark = 16 Schillinge = 192 Pf (Denari)
  • 1600 ... 1872: 1 Taler = 3 Mark = 48 Schillinge = 576 Pf
  • nach 1872: 1 Taler = 3 Mark = 30 Groschen = 300 Pf (der Taler wurde 1908 endgültig abgeschafft)
F: Wo bekomme ich Landkarten von Mecklenburg?
A: Aktuelle topographische Karten (1:25000) sind ebenso wie historische Landkarten erhältlich beim:
         Landesvermessungsamt MV
         Lübecker Str. 289
         D-19059 Schwerin, Germany
Fragen Sie nach dem Kartenkatalog für MEC. Das beste deutsche Ortslexikon ist "Meyers Orts- and Verkehrslexikon des Deutschen Reiches" (1912). Das Lexikon ist auf Microfiche in den FHCs der Mormonen einsehbar. Ebenso gibt es dort auf einem Mikrofilm #068814 die "Karte des Deutschen Reiches" (Maßstab 1:100,000, 1km = 1cm).

Eine Datenbank mecklenburgischer Ortschaften mit zugeordnetem Kirchspiel ist im Internet unter www.MFPeV.de/db-orte-mecklenburgs.html verfügbar.

Zahlreiche Informationen gibt es auch unter www.meinestadt.de/mecklenburg-vorpommern
F: Wo kann ich alte Kirchenbücher lesen? Die wichtigsten Archive in MEC?
A: Wohnt man in einer Stadt mit einem Familien Historischen Zentrum der Mormonen, kann man dort die verfilmten mecklenburgischen Kirchenbücher bestellen und nach Erhalt einsehen.

Das größte staatliche Archiv ist das "Landeshauptarchiv":
       Landeshauptarchiv Schwerin
       Graf-Schack-Allee 2
       D-19053 Schwerin
Verfügbar sind beispielsweise Auswanderungskonsense, Kirchbücher nach 1875, Volkszählungen (1704, 1751, 1819, 1867, 1900). In vielen Städten MECs gibt es auch Heimatmuseen und lokale Archive, die Archivmaterialien aufbewahren (eine Liste ausgewählter Archive gibt es unter www.MFPeV.de/forschung/archive.htm).

Das Hauptkirchenarchiv MECs ist (alle erhaltenen Kirchenbücher MECs sind dort vorhanden):
       Landeskirchliches Archiv Schwerin
       Münzstr. 8 - 10, PF 011003
       D-19010 Schwerin
F: Was bedeuten ländliche Berufe wie z. B. "Tagelöhner"?
A: Die Bedeutung der Berufe änderte sich mit den Zeiten. Im folgenden wird versucht eine grobe Erklärung zu geben:
  • /(Ritter)Gutsbesitzer/ waren die 550 - 600 reichen Familien denen das Land in MEC gehörte (unter ihnen die Herzöge). Solch ein großes Stück Land wurde /Gut/, meist von einem /Hof/ aus verwaltet, genannt. Der Gesamtbesitz der Herzöge hieß /Domanium/.
  • /Pensionäre/, /(Guts)Pächter/ waren die Verwalter der /Güter/ oder /Höfe/. Die Arbeit wurde durch /Knechte/, /Mägde/ und /Tagelöhner/ gemacht.
  • /Hüfner/ ist ein sehr alter Begriff für einen Bauern. Sein Hof hatte die Größe einer /Hufe/. Eine /Hufe/ war genug Land um eine Familie zu ernähren. Bis 1700 war eine wendische Hufe 10,4 ha (Hakenhufe) und eine deutsche Hufe 20,8 ha (Landhufe) groß. Im 15. Jhd. wurde zusätzliche eine Hagenhufe zu 41,6 ha definiert. Anfang des 18. Jhd. wurde die Größe einer Hufe in Abhängigkeit von der Bodenqualität festgelegt (bonitierte Hufe). Sie lag zwischen 22 und 43 ha. 1755 wurde die Hufe erneut umdefiniert (katastrierte Hufe des LGGEV), diese lag zwischen 49 und 195 ha. Ein /Halbhüfner/ (/Viertel/-, ...) ist abgeleitet, er bewirtschaftete eine halbe /Hufe/.
  • Ein anderer alter Begriff war /Kossate/. Dieser lebte mit seiner Familie in einem kleinen Haus (manchmal auch /Kate/ genannt, daraus wurde auch die "Berufs"bezeichnung /Käthner/ abgeleitet) und bearbeite ein kleines Stück Land (1/4 ... 1/2 /Hufe/).
  • /Hauswirth/, /Hausmann/: offizielle Bezeichnung für einen Bauern der in der Regel gepachtetes Land bewirtschaftete (Zeitpacht). Im 19. Jahrhundert (ab 1822) wurden Zeitpachtverträge langsam in Erbpachtverträge umgewandelt.
  • /Erbpächter/: offizielle Bezeichnung für einen Bauern mit einem Erbpachtvertrag, d. h. bei seinem Tod würde der älteste Sohn den Pachtvertrag fortsetzen. Die Größe des Ackers ist regional stark unterschiedlich (ungefähr 5 - 20 ha). Nach 1867 waren nur noch Erbpachtverträge möglich.
  • /Bauer/: moderner Begriff seit etwa 1850 für einen Bauern mit mittlerem Besitz (weniger als 500 Morgen). Aber auch: das alte mecklenburgische Recht unterschied die Bevölkerung in /Adlige/ und /Nichtadlige/. Die /Nichtadlige/n waren /Bürger/ und /Bauern/.
  • Die Bauernstellen hatten unterschiedliche Bezeichnungen: /Hausmann/, /Hauswirth/ wurde in Bezug auf eine /Hausstelle/ benutzt. Das waren die üblichen Begriffe zu Zeiten der Leibeigenschaft (nach dem 30-jährigen Krieg bis 1821/22, teilweise bis 1870/71). Wenn der Bauer ein Alter erreichte, indem er den /Hof/ nicht mehr bewirtschaften konnte, zogen er ins /Altenteil/. Das war eine abgetrennte Wohnung oder ein separates Haus für ihn und seine Frau. Meist gab es einen Vertrag mit seinem Nachfolger (in der Regel der älteste Sohn), der seine Versorgung sicherstellte. Seine "Berufsbezeichnung" war fortan /Altenteiler/. Die anderen Söhne, die den /Hof/ nicht übernehmen konnten, arbeiteten als /Knechte/, oft für ihren ältesten Bruder auf dem früher väterlichen Hof. Sie konnten auch an anderer Stelle arbeiten, wohnten dort dann gewissermaßen zur Untermiete, sie wurden als /Einlieger/ bezeichnet. Die wurden auch vielfach in Naturalien bezahlt. Die /Tagelöhner/ arbeiteten für Lohn (Geld), vielfach an wechselnden Stellen.
  • Nach dem 30-jährigen Krieg gab es /Büdner/. Sie besaßen / bewirtschafteten keine Farm in der üblichen Größe sondern nur etwa 5 - 10 ha (ein richtiger Bauer bewirtschaftete das Doppelte). Aufgrund eines herzoglichen Gesetzes wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts zahlreiche /Büdnerstellen/ in den domanialen (herzoglichen) Dörfern errichtet.
  • Mitte des 19. Jahrhunderts wurden /Häuslerstellen/ eingerichtet. Damit sollten vor allem Landbewohner in MEC gehalten werden, d. h. es sollte eine Alternative zur Emigration sein. Sie erhielten bis 100 Quadratruten Acker, den sie aber nur nebenbei bewirtschafteten. In der Regel gingen sie anderen Beschäftigungen / Handwerken nach.
  • /Knecht/ (männlich), /Magd/ (weiblich): besitzlose Arbeiter auf einem Bauernhof, auf dem sie auch wohnten.
  • /Tagelöhner/: besitzloser Landarbeiter, er arbeitete, wo es gerade Arbeit gab (z. B. auf dem /Hof/ eines /Gutsbesitzers/), er erhielt seinen Lohn täglich (/Taglohn/).
  • /Kirchenjurat/ Mitglied des Kirchvorstandes, in der Regel ein ansässiger Bauer. /Arbeitsmann/ Bezeichnung für einen Arbeiter in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
  • /Einlieger/ "Untermieter", besaß kein Haus und kein Land.
  • /Holländer/ Arbeiter in der Michproduktion
  • /Schweizer/ mit Viehzucht beschäftigter Arbeiter
  • /Statthalter/ arbeitete für einen /Pächter/ auf einem /Gut/ oder /Hof/, meist als Vorarbeiter der Feldarbeiter
F: Ich habe eine Menge Fragen. Wo finde ich die Antworten? Welche Bücher sollte ich lesen, welche touristischen Informationen, welche Internet Resourcen gibt es, Organisationen, Leute?
A: Für allgemeine genealogische Fragen sollte man zuerst die FAQ von Jim Eggert (www.genealogy.net/gene/faqs/sgg.html in Englisch) lesen. Für mecklenburgische Ahnenforschung sind zuerst folgende Websites zu nennen:
  1. Die Website vom "Verein für Mecklenburgische Familien- und Personengeschichte e. V.": www.MFPeV.de
  2. The Mecklenburg - West Pomerania GenWebPage von Carol Goshman Bowen: www.emecklenburg.de/Mecklenburg/en
  3. Eine andere Quelle ist die Mecklenburg-Seite beim deutschen Genealogieserver: wiki.genealogy.net/wiki/Mecklenburg
Die beiden ersten Adressen enthalten Linksammlungen von weiterführenden Webseiten.

Spezielle Fragen kann man in der Mailing-Liste zur mecklenburgischen Genealogie stellen. Zur Mailingliste kommt man über list.genealogy.net/mailman/listinfo/mecklenburg-l
F: Seit wann gibt es standesamtliche Unterlagen?
A: In MEC seit dem 1.1.1876. Kirchbücher existieren regional unterschiedlich seit 1640 ... 1700.
F: Ist XYZ ein häufiger Name in D? Damals oder heutzutage? Ist XYZ ein gewöhnlicher Name oder hat er eine spezielle Bedeutung? Wer sucht noch nach diesem Namen?
A: Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Für vergangene Jahrhunderte kann man z. B. das Register der 1819 Volkszählung auswerten. Dieses enthält eine Namensliste und die Orte des Vorkommens. Heutzutage kann man nach XYZ im online Telefonbuch suchen (z. B. bei www.teleauskunft.de). Aus dem Usenet stammt folgende Liste der Häufigkeiten deutscher Familiennamen:

1. MÜLLER 2. SCHMIDT 3. MEYER 4. SCHNEIDER 5. FISCHER 6. WEBER 7. BECKER 8. WAGNER 9. SCHÄFER 10. SCHULZ 11. HOFFMANN 12. BAUER 13. KOCH 14. KLEIN 15. SCHRÖDER 16. SCHWARZ 17. WOLF 18. NEUMANN 19. BRAUN 20. ZIMMERMANN 21. HUBER 22. HARTMANN 23. WEISS 24. RICHTER 25. LANGE 26. KRAUSE 27. KRÜGER 28. WERNER 29. PETERS 30. FUCHS 31. WALTER 32. KÖNIG 33. KÖHLER 34. KAISER 35. JUNG 36. KELLER 37. HERMANN 38. ROTH 39. GRÜN 40. GROSS

Ob ein Familienname eine bestimmte Bedeutung hat, kann man im Buch "Deutsches Namenlexikon" von Hans Bahlow nachlesen.

Will man erfahren, ob noch andere nach dem gleichen Namen suchen, kann man bei www.mecklenburg-kontakte.de nachsehen (und sich auch selbst registrieren).
F: Warum tauchen meine Vorfahren mit unterschiedlichen Namen in den Kirchbüchern auf?
A: Dafür gibt es mehrere Gründe.

Die Kirchbücher waren in den vergangenen Jahrhunderten nicht solch offiziellen Dokumente, wie es heutzutage die staatlichen Dokumente sind. Erhielt jemand zur Geburt vier Vornamen wird der Pastor bei seinem Tod diese nicht mehr wissen (es ist meist ein anderer Pastor). Und einen Ausweis, aus dem der Name korrekt hätte abgeschrieben werden können, gab es nicht.
In den Kirchbüchern war es auch nicht nötig den vollen Namen des Vaters bei der Geburt des Sohnes einzutragen. Jedermann im Dorfe kannte "Friedrich Garling den Schäfer" besser als Friedrich Adolph Christian Garling. Angenommen drei "Cords"-Familien lebten gleichzeitig im Dorf. Keiner wüßte, wer Johann Heinrich Friedrich Cords ist, aber jeder weiß, wer der älteste Sohn des Schmiedes ist.
Manchmal schrieb der Pastor nur den Rufnamen der Person in das Kirchbuch, manchmal nur zwei der vier Vornamen, oder er erinnerte sich nur an zwei Vornamen korrekt und schrieb den dritten falsch, oder er vertauschte die Reihenfolge der Vornamen. Manchmal wurde auch nicht der offizielle Vorname, sondern seine Kurzform verwendet.
Unsere Vorfahren besaßen keine Personalausweise. Und die Kirchbücher (besonders die älteren) wurden nicht für Genealogen geschrieben.

Ein anderer Grund ist das "Eigenleben" der Namen. Zum Beispiel wandelte sich der Name "Zülocke" über Jahrhunderte zu "Sülck". Nach der Emigration in die USA wechselte z. B. Kröger zu Kruger. Die Schreibweise der Namen war nicht fest. Der Pastor schrieb ins Kirchbuch die Namen wie er sie hörte. Es gab keine Unterschiede zwischen "Mayer", "Meier" und "Meyer".

Vornamen waren auch nicht fix. Es gab die offizielle Form und die Kurzform (mit der man gerufen wurde). Durch die Emigration nach Amerika wandelte sich der Vorname weiter:
Kurzform Voller Name Amerik. Name Amerik. Kurzform
Ann Anna   Annie
  Carl, Karl Charles Charlie, Chuck
  Caroline Carol Lina, Carrie
Trin Catharina Catherine Cathy, Kitty, Trina
Lotte Charlotte Charlette Lottie
  Christian   Chris
Stien Christina   Teena
Stoffer Christopher    
Dortie Dorothea Dorothy Dottie
Liesch Elisabeth Elizabeth Lizzie
  Ernst Ernest  
  Franz   Frank
  Friederich Frederick Fred, Fritz
  Friederike   Frida, Frances
  Gustav   Gus
  Heinrich Henry Henni
Jette Henriette Henrietta Hattie, Harriet
Ilsch Ilsabe Elizabeth Lizzie
  Joachim Joseph  
  Johann John  
Lehn Magdalena Lena Lena
Greth Margarethe Margaret Maggy, Marjory
Mrick Maria Mary Mary
Fieck Sophie    
  Wilhelm William Bill, Willie
Minna Wilhelmine Mina Minnie

F: Warum sind die deutschen Namen so lang?
A: Im allgemeinen hatten die Menschen drei oder vier Vornamen. Den längsten Vornamen, den ich in meiner Datenbank habe, ist Gustav Friedrich Johann Carl Wilhelm Heinrich /Eickelberg/. Ich selbst habe auch drei Vornamen, leider habe ich "vergessen", diese Tradition bei meinen Kindern fortzusetzen.
F: Gibt es Familiengeschichten über meine Vorfahren? Gibt es irgendwelche Informationen über ihre Persöhnlichkeit, oder Lebenserfahrungen?
A: Es ist sehr schwierig "persöhnliche" Informationen über einfache Menschen vergangener Jahrhunderte zu bekommen. Aber wenn bekannt ist, daß ein Vorfahre als "Tagelöhner", "Hauswirth", "Einlieger" oder "Schäfer" lebte, kann man herausfinden, wie er lebte. Ausgezeichnete Beschreibungen des Lebens einfacher Leute in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts finden sich in den den Büchern
  • "Ut Mine Stromtid", "Ut de Franzosentid" und "Ut de Festungstied" von Fritz Reuter. Weitere empfehlenswerte Bücher sind z. B.
  • Lisa Jürsz: Carl Malchin, ein mecklenburgischer Maler; Verlag Atelier im Bauernhaus Fischerhude 1995, ISBN 3881322469; Carl Malchin malte Bilder vom mecklenburgischen Land.
  • W. Karge, E. Muench, H. Schmied: Die Geschichte Mecklenburgs; Hinstorff Verlag, Rostock 1996, ISBN 3356005278; dies Buch enthält eine gute Beschreibung der mecklenburgischen Geschichte.
F: Könnten meine Vorfahren Veteranen irgendwelcher Kriege gewesen sein?
A: Es wird kaum Aufzeichnungen über einfache Leute in Kriegen geben. Aber ich fand in vielen mecklenburgischen Dörfern Gedenktafeln mit Namen von Dorfbewohnern, die an vergangenen Kriegen teilgenommen hatten (1813 - 1815, 1870 - 1871) oder die ihr Leben im Krieg verloren (1914 - 1918). Der örtliche Pastor kann sicher Auskunft darüber geben.
F: Gab es eine öffentliche Schule für die einfachen Leute in MEC um 1850? Oder in der Zeit davor und danach?
A: Die Kinder auf dem Lande gingen in der Regel bis zum 14. Lebensjahr zur Schule (wenn nicht gerade deren Hilfe bei der Ernte von den Eltern als dringender angesehen wurde). Nach der Konfirmation galten sie dann als arbeitsfähig und gingen beispielsweise als /Hofgänger/ auf dem /Hof/ arbeiten. Die kurze Schulzeit reichte um Lesen, Schreiben und einige Katechismen zu lernen. Eine ausreichende Qualifikation für die Arbeit in der Landwirtschaft.
Die (Groß)Herzöge versuchten in ihrem Gebiet das Bildungsniveau auch auf dem Lande zu heben, auf ritterschaftlichem Gebiet sah es dafür umso schlechter aus.
F: Könnten meine Vorfahren Lesen und Schreiben - mehr als ihren Namen?
A: In der Mitte des 19 Jahrhunderts sicherlich - siehe auch Briefe an einen Emigranten unter www.emecklenburg.de/Mecklenburg/en/emi_lett.html
F: Was waren die Gründe für die Emigration in die USA? Waren es familär begründete Ereignisse?
A: Meiner Meinung nach gab es genau einen Grund für die Emigration von MEC in die USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: das sehr, sehr arme Leben der Menschen, d. h. Armut, Leibeigenschaft (obwohl sie defacto abgeschaft war) und Rechtlosigkeit. Weiterhin hatten sie keine Hoffnung auf ein besseres Leben in ihrer Heimat. Fast jeder Emigrant hoffte eines Tages Bauer auf eigener Scholle zu sein - eine Hoffnung, die in MEC unerfüllbar war.
F: Woher erfuhren meine Vorfahren über die Möglichkeit der Emigration, wie erfuhren sie, was sie erwartete? Warum emigrierten sie nicht in andere europäische Länder?
A: Die meisten Emigranten wanderten nach Übersee aus, meist in die USA, aber auch nach Südamerika. In den USA hatten sie die besten Entwicklungsmöglichkeiten. In fruchtbaren Regionen Nordamerikas konnten sie Land zu geringen Preisen erwerben. Als dann die ersten Erfolgsberichte die alte Heimat erreichten, startete eine Kettenreaktion.
F: Wie kamen die Emigranten in die USA? Wie lange dauerte eine Reise?
A: Die Überfahrt dauerte bis zu 90 Tagen mit einem Segelschiff. Die Lebensbedingungen auf den Schiffen waren mehr als schlecht, viele Menschen waren in engen Kabinen unter Deck untergebracht. Es war schwierig sich für die ganze Überfahrt mit Proviant zu versorgen, insbesonders gegen Ende der Reise. Es heißt, daß die englischen Schiffe noch schlechter ausgerüstet waren, als die deutschen (aus dem Tagebuch eines Emigranten, siehe auch www.eMecklenburg.de/Mecklenburg/en/emi_diar.html)
F: Kamen alle Einwanderer in Ellis Island an? Oder gab es auch andere Einwanderungshäfen?
A: Vor 1850 kamen etliche Einwanderer von Rotterdam nach Philadelphia, PA. Später entwickelte sich Hamburg zu dem Hauptauswanderungshafen, meist in Richtung New York.
F: Wie entschied sich, wo sich die Einwanderer in den USA niederließen?
A: Bevorzugte Staaten waren Wisconsin, Iowa, Illinois, Ohio und Indiana. In Oklahoma beispielsweise gab es eine "Landlotterie". Das Land wurde Einwanderern kostenlos überlassen. Andere Staaten mit Bevölkerungsmangel nahmen nur wenig Geld für das Land um Emigranten anzuziehen.

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